IN MEMORIEN – FREUNDE DES TRAKEHNER-GESTÜTS SCHRALLING


Hans-Werner Paul



Nachruf

Hans-Werner Paul, geb. in Königsberg, war einer der maßgeblichen Trakehnerzüchter, einer meiner besten Lehrmeister, Freunde und Verbundenen im Trakehner Verband. Ich hatte die Ehre, mit ihm mehrfach zu Musterungszwecken Ostpreußen zu bereisen. Ebenso besichtigten wir gemeinsam Litauen und Polen (Liski) sowie Samland und den russischen Teil Ostpreußens. Hans-Werner war neben Dr. Fritz Schilke ein außergewöhnlicher Pferdemann mit enormen Erfahrungswerten in der Trakehnerzucht. Sein Leben galt dem Trakehner Pferd. Er war eingeschätztes Mitglied der Körkommission und einer der letzten Trakehner-Experten.

1945 wurde Königsberg fast gänzlich zerstört. Die Kenntnisse über die Pferdezucht hat er von seinen Eltern vermittelt bekommen. Sein Vater war der Züchter des erfolgreichen Trakehnerhengstes NURMI, der 1936 bei Olympia für Deutschland die Goldmedaille geholt hat. Sein geschultes Auge und seinen Pferdeverstand hatte er seinem Sohn vermacht. Hans-Werner lebte für das Trakehnerpferd und steckte ein Lebtag lang all seine Liebe und Kraft in die Pferdezucht.

Ich hatte das Glück, dass ich zahlreiche Fahrten nach Ostpreußen (in den Masuren), Polen, Litauen und Dänemark begleiten konnte. Bei einer Fahrt in seinen Heimatort besichtigten wir die Grabstätte seiner Eltern und einen Restbestand seines Geburtsortes (siehe Bilder), jedoch wurden wir von den gegenwärtigen Bewohnern vom Hofe gejagt. Dies war mit Sicherheit einer der entsetzlichsten Momente in seinem Leben.

Ich lege einige Fotos der Zuchtstätte des Olympiasiegers NURMI bei, außerdem vom Hengst selbst mit seinem erfolgreichen Reiter Major L. Stubbendorff, der leider bei einem Feldzug tödlich verunglückt ist.

Ebenso habe ich die Laudatio, die ich von meinem Freund Hans-Werner zu meinem 50. Geburtstag erhalten habe, angefügt, sowie seine Biografie und Bilder von der Feier zu seinem 70. Geburtstag mit lieben Freunden.

Ich werde meinen lieben Freund und treuen Wegbegleiter für immer in guter Erinnerung behalten.




Helmut Schädel

Nachruf


Viele Pferdefreunde und besonders die Trakehner Züchter Bayern´s trauern um Helmut Schädel, der am 25. Juni mit 80 Jahren, doch unerwartet verstorben ist. Am 5. Juli sind viele seiner Wegbegleiter und Freunde nach Bayreuth gekommen um Helmut Schädel zu gedenken und um Abschied zu nehmen. Dr. Friedrich Nüssel und seine Frau Kerstin haben eine bewegende und würdevolle Trauerfeier organisiert. Dafür gebührt Ihnen unser aller Dank. Es war ein wehmütiger Moment, dem Menschen gewidmet, der nicht mehr dabei sein konnte. Vor fast 4 Jahrzehnten habe ich Ihn mehr oder weniger zufällig anlässlich des Hengstmarktes Neumünster kennen gelernt. Er hat mich in die Trakehnerszene eingeführt und mein besonderes Interesse am Trakehner Pferd gefördert.
Ihm verdanke ich die Bekanntschaft und Freundschaft mit vielen interessanten Menschen. Auf allen relevanten Zuchtveranstaltungen - von Körungen, Stuteneintragungen, Turnieren, Leistungsprüfungen bis zu den Fohlenregistrierungen traf man ihn und freute sich auf seine Gesellschaft und die Gespräche zur Sache. Er war ein vehementer Verfechter der klassischen Reiterei, geformt durch seine hippologischen Lehrer General Fehn (Bayreuth), Oberst Waldemar Seunig (Ansbach) und Neindorf (Karlsruhe). Sein Stammplatz in Neumünster bleibt in diesem Jahr leer.

Er wird uns fehlen!

Dass in Bayreuth Trakehnerfreunde aus der ganzen Republik und Österreich ihm zu Ehren zusammen gekommen waren - hätte ihn das sicherlich sehr gefreut. Wir vermissen ihn als Menschen, als Freund, Ratgeber und als einen der letzten Pferdewelterklärer, als Trakehner - Original mit fränkischen Wurzeln und bayerischen Outfit.
Diese Lücke wird kaum zu schließen sein. Obwohl kein Ostpreuße, schlug sein Herz bis zuletzt für den Erhalt der ältesten dt. Reitpferderasse. Noch 2 Tage vor seinen doch letztlich plötzlichen Tode habe ich ihn in Bayreuth abgeholt und wir sind gemeinsam nach Goldkronach zur Familie Dr. Nüssel gefahren um die letztgefallenen Fohlen zu besichtigen und zu bewerten. Dabei lebte er richtig auf und konnte sich begeistern. Wie immer gab es anschließend auf der Terrasse der Familie Nüssel - bei einer Flasche guten Frankenwein interessante Diskussionen über Anpaarungsplanungen, Zuchtstrategie und die Zukunft des Trakehner Pferdes. Hier war das sprichwörtliche Trakehner - Familiengefühl lebendig und positiv präsent.

Ich persönlich habe hippologisch in den vielen Jahren unserer Bekanntschaft von ihm gelernt. Er hat meinen Blick geschärft und meinen Blickwinkel erweitert. Er gehörte das letzte Jahrzehnt einfach zur "Oberen Mühle" Goldkronach und den Pferden. Hier war seine Welt, so wie noch früher in Aichen auf den Gestüt unseres früh verstorbenen Züchterkollegen Adolf Dörfler, wo er sich mit Horst Ernsparger um den Beritt des Siegerhengstes Bartholdy kümmerte. Er begleitete aktiv auch hier die züchterischen und reiterlichen Aktivitäten des Gestüts.
Es ist schwer vorstellbar, ihn in Hof und Stall nicht mehr anzutreffen. Die Familie Nüssel war seine Ersatzfamilie.
Dank auch dafür Karstin und Friedrich, aber auch den Reiterinnen. "Die Welt wird ihn nie vergessen", heißt es oft in Nachrufen.
Wir beide wussten immer, dass die Welt irgendwann dann doch zur Vergesslichkeit neigt.
Aber eines ist sicher: Freunde bewahren die Erinnerung aneinander - für immer.

Lutz Schubert


Ehrenvorsitzender des Trakehnerverbandes Gottfrie Hoogen

- Die Menschen machen die Pferde -

Es gilt die Erhaltung und Verbesserung der einzigen lebenden ostpreußischen Kulturrasse, in Erinnerung an Ostpreußen. Manchmal kommt mir der Gedanke: „Vielleicht war es ein Glück für unsere Zucht, dass so wertvolles Zuchtmaterial nach Kirow kam und dort in einer geschlossenen Population weiterentwickelt wurde.“ 


Der Letzte seiner Art - zum Tod von Hans Brabenetz

Am 20. November ist der Hippologe, Buchautor und Experte für altösterreichische Pferdezucht und - rassen Hans Brabenetz im Alter von 92 Jahren verstorben. Ein Nachruf von Martin Haller.

Über Hans Brabenetz wurde schon oft und viel geschreiben, denn über jemand wie ihn konnte man nicht oft genug berichten. Die hippologischen Magazine kamen regelmäßig auf ihn zu, um seine launigen Kommentareoder präzisen Analysen abzudrucken. Er wurde interviewt, porträtiert und zitiert, man kannte ihn und wenn man sagte „Der Brabenetz hat mir erzählt, dass..“, dann war einem die Aufmerksamkeit der Corona sicher. Durfte man ihn (in Abwesenheit), „den Braberl“ nennen, dann gehörte man beinahme automatisch zum inneren Kreis der Pferdekenner. Manche mögen seine Freundlichkeit und Freundschaft unabsichtlich oder berechnend auch benützt haben... denn seine Hilfsbereitschaft war legedär. Nun wird wohl letztmalig über ihn geschrieben, denn er ist am 20. November gestorben.

(Foto) So werden Ihn seine Freunde und Vertrauten in Erinnerung behalten: Hans Brabenetz im Mittelpunkt und in seinem Element / Foto: Martin Haller 

Er war Österreichs Vorzeige-Hippologe, der Letzte eines selten gewordenen Schlages und ein absolutes Unikum. Die wenigen noch lebenden Pferdekenner sind „wie Dinosaurier, die ihre Köpfe noch ein bisserl über den Sumpf der Unwissenheit halten, bevor sie endgültig untergehen“ (Zitat Martin Stelzel, Fiaker Philosoph und Kongenialer Gegenspieler des Brabenetz, 2014 vorausgegangen). Nun, Hans Brabenetz gehörte sicher zu dieser Gattung, und er war ein stolzer Tyrannosaurus, der die Pferdekunde, das Wissen um Zucht ung Geschichte mit Zähnen und Klauen verteidigte. Im herzen ein gundguter Altöstereicher, wurde er auch angemessen alt; immerhin war er 92 Jahre auf dieser Welt und damit nur wenige Jahre nach dem Ender der Monarchie geboren. Er atmete ihren Geist, er sprach ihr Sprache und er kannte ihre Geschichte wie wenige andere. Ein öfter gehörtes Bonmot aus seinem Munde war: „Da reden die Leut´vom Krieg und meinen den von 1938 - i maan jo den erschten!“ Aber er war nicht gestrig, weder süßlich nostalgisch noch welt fern verzopft, sondern ein pragmatischer Realist, der das Leben kannte, umarmte und akzeptierte, dass es oft suboptimal verläuft, oder eben wie die sprichwörtlichen Hendlsiagn ist, kurz und beschissen.

Hans Brabenetz konnte die Brücke schlagen, vom Gestern über das Geradevorhin in das Heute, mit einfachen Worten und immer geradlinig und in bestrickend nüchterner Einschätzung der Lage. Er war ein Vollblut- Agrarier und wusste und sagte laut, dass diese oder jene Pferde- oder Rinder- oder Schweinerasse keine Zukunft habe oder unmodern geworden sei. Emotionslos tat er die von ihm wenig geliebten, schweren Rottaler und Oldenburger in die Schublade „militärisch unbrauchbar, nur zum Sonntags in die Kirche fahren tauglich“, oder behauptete, dass Mangalitza-Schweine eigentlich ein „zaches, fades Fleisch haben“ und nur ihr Speck was taugt - wenn man ein gutes Gulasch machen kann, und das könne eben niemand mehr... Sein enormes Wissen über die alten Haustierrassen und besonders die Pferde der österreich-ungarischen Monarchie entsprang seinem tiefen Interesse und der einzigartigen Kenntnis der lokalen Umstände. Er ist überall gewesen, kannt alle Gestüte und zahllose Züchter, war mit den letzten Hengsten und Stuten der Gidrans und Furiosos per DU. Die Gestütsleiter der Nachfolgestaaten unserer Monarchie schätzten und brauchten ihn über alle Sprachbarrieren und Vorhänge hinweg, denn der untersetzte Wiener mit den blitzenden Augen konnte ihnen alle ungeklärten Fragen beantworten.

Brabanetz war der Hüter der verlorenen Sprache; unermüdlich kämpfte er gegen den hippologischen Identitätsverlust Östereichs, der sich für ihn zuerst in den „reichsdeutschenBezeichnungen“ manifestierte. Wer ihm von Leinen oder Kumut sprach, wer auf Zirkel oder Volte ritt, wer statt Zaumzeug von Trense faselte, den traf in der Sekunde der Bannstrahl des Hohepriesters. Das heißt doch Fahrzügel und Kummet, und gorße und kleine Tour, und die Trense ist das Gebiss, nicht das ganze Zaumzeug - so scholl es einem entgegen, unmissverständlich und unwiederlegbar. Wir alle täten gut daran, uns dieser großen Geschichte unserer Heimat etwas bewusster zu werden. 

Die große hippologische Verganghenheit Österreich-Ungarns war im Schrein und Seelenlandschaft, Inspiration und ein Paradies, aus dem ihn nichts und niemand vertreiben konnte. Die vielen Reisen in die fernsten Winkel er ehemaligen Kronländer, nach Radautz und Izvin, in die Hortobagy und nach Kladrub, waren ihm selige Rückschauen und kritische Bestandsaufnahmen zugleich. Wenn den großen Theoretiker die Urteilskraft verließ, was sehr selten vorkam, so zog er sich in jenen verbalen Elfenbeinturm zurück, der jedem großen Kenner zusteht: „I hob eam gern...“ war die Ultima Raio, wenn ein Pferd irgendwelchen oberflächlichen, hochgespannten Idealen optisch nicht entsprach, aber trotzdem den Weg in sein Her gefunden hatte. 

Auch der Braberl entsprach uns manchmal nicht, war oft soldatisch schroff bis zur Brüskierung, konnte sich an Vorurteile klammern bis zur Erschöpfung, war in seinem grezenlosen Wissen mitunter überheblich - aber wir alle hatten ihn ger, und mehr als das. Und wir haben ihn bebraucht, denn er war der letzte der Wissenden, die Klammer über die Zeit, Geschichte und Erfahrung. Er starb friedlich in der Nacht des 20. November im Kreise vertrauter Personen in seiner gewohnten Umgebung. Damit folgt er seiner geliebten Frau Susi nach, die schon einige Jahre auf ihn wartet. Hoffentlich gibt es eine große Wolke im Himmelreich, auf der es nur altösterreichische Engel gibt, die nie das verfluchte Wort Leinen in den Mund nehmen, und nur Gidrans und Shagyas... dort finden Hans und Susi Ruhe. 

Martin Haller


Hubert Rudofsky


Dr. Daniel Antunovits (Araberexperte und Direktor von Babolna)


Dr. Fritz Schilcke, Freiherr von Schroetter, Oberlandstallmeister Dr. Martin Heling


Das Gestüt Weedern der Familie von Zitzewitz